Urheber: Brocken Inaglory; Fata
Morgana in der Mojave-Wüste (23.05.2007); Quelle: wikimedia/commons; GNU-Lizenz für freie Dokumentation, ab Version 1.2 |
Eine etwas andere Fata Morgana
Die Neuigkeiten gaben Anlass zur Besorgnis,
Und das seit längrem schon, denn einfach jeder Plan,
Den man bisher zu Stuhl gebracht, verwandelte
Sich ins genaue Gegenteil der Absicht – wurde
Zu Fata Morganen.
Zwar sah es weiterhin so aus von großer Ferne,
Als wäre vieles noch recht ordentlich im Lot –
Doch Kunde über Misswirtschaft und Korruption
Ward lauter, machte unaufschiebbar eine Reise
In dies Timbuktu.
Der Möglichkeiten fortzukommen sind nicht viele,
Und schnell fällt die Entscheidung für ein Wüstenschiff.
Im Passgang schaukelt das Kamel durchs Dünenland,
Oasen liegen kaum auf seinem Weg, sind meistens
Nur Fata Morganen.
Die Karawane setzt des nachts sich in Bewegung,
Nachdem tagsüber wegen Hitze alles ruht.
Die Pfade durch das Sandmeer sind ganz ausgedünnt;
Vom letzten Brunnen sind es an dreihundert Meilen
Noch bis Timbuktu.
Besonderheiten dann am Pfad: die Tamarisken
Verkünden, dass das letzte Wegstück nun erreicht.
Bald glaubt man zu erkennen dieses Häusermeer,
Das lediglich verdächtig flirrt beim Näherkommen –
Wie Fata Morganen!
Dann die Ernüchterung in heißer Mittagsstunde:
Die Karawane ist der Wüste zwar entfloh’n
Doch hat sie leider ihr erklärtes Ziel verfehlt:
Das könnte nämlich vieles sein, da vorn im Glaste,
Nur nicht Timbuktu!
© elbwolf (21.11.2014)
Anmerkungen /(1) nach Wikipedia, bearb.; (2) nach Meyers Gr. Konv.-Lexikon, Bd. 19, S. 556-557)/:
1. Fata Morgana kommt aus dem Italienischen und bedeutet Fee Morgana, ein Name aus der im Mittelalter in ganz Europa verbreiteten Artussage. Morgana bewohnte die mystische und für Sterbliche unerreichbare Insel Avalon.
Eine Fata Morgana oder Luftspiegelung ist ein optischer Effekt, der auf der Ablenkung des Lichtes an unterschiedlich warmen Luftschichten basiert. Es handelt sich hierbei um ein physikalisches Phänomen und nicht um eine visuelle Wahrnehmungstäuschung bzw. optische Täuschung (wie das bei UFOs der Fall sein könnte).
2. Timbuktu ist eine Handelsstadt am Südrande der Sahara, in unfruchtbarer Umgebung, 15 km nördlich vom Niger. Die Stadt wurde um 1100 u. Z. von den Tuareg gegründet.
Der deutsche Forschungsreisende Barth konnte als erster Europäer umfangreiche Beobachtungen machen, ohne um sein Leben fürchten zu müssen, und berichtete darüber in seinen „Reisen in Zentralafrika“ (1857).
Es war wohl immer eine Kunst, bis nach Timbuktu zu kommen, aber eine noch größere, heil wieder heimzukehren.