Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Donnerstag, 28. März 2019

Frühlingssonne

Das Moosauge (Moneses uniflora), auch Einblütiges Wintergrün.
Mit ihren wintergrünen Laubblättern überdauern die Pflanzen den Winter oberirdisch
Foto: Bartosz Cuber, 3.6.2013; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

Die Frühlingssonne

Durch zartbelaubte Zweige malt sie Bilder -
mit Schatten, der vom Winde leis bewegt,
sich über altes Laub am Boden legt;
die Welt erscheint mir frühlingshaft und milder.

In neuem Lichte leuchten Wald und Wiese.
Der Wolkenhimmel nicht mehr sonnenlos;
ein kleines Auge leuchtet schon im Moos -
es kann nicht schöner sein im Paradiese.

All überall weckt sie nun neues Leben;
Natur und Menschen schöpfen neuen Mut -
die Sonnenwärme tut uns allen gut -
die Luft, sie scheint erfüllt von leichtem Schweben.

So lasst im Licht des Frühlingstags uns baden,
vergessen nun die kalte Winterzeit -
statt Schnee zur Zeit es Blütenblätter schneit.
Wir wandeln fröhlich auf des Frühlings Pfaden.            


© Luzie Rudde (30.4.2017; durchgesehen)

Sonntag, 24. März 2019

Das Kaninchen im Zylinder

Cosplay at the 2013 Chicago Comic & Entertainment Expo (C2E2)
Foto: Marnie Joyce,  NYC, 4/2013, via wikimedia.commons; Liz.: CC BY 2.0


Das Kaninchen im Zylinder

Die Zaubrin zieht den Hut und zeigt ihn vor.
Sie lächelt sanft der Menge ins Gesicht,
denn echt professionell ist ihr Humor,
obwohl sie nicht ein einzig Wort auch spricht:
Sie tut sich wirklich überhaupt nicht schwer,
und ihr Zylinder ist natürlich leer!

Bedeckt sich wieder, dreht sich um die Achse,
und stoppt dann unerwartet die Bewegung –
ach, denkt nur ja nicht, dass ich etwa flachse,
denn mir entgeht auch nicht die kleinste Regung:
Die Frau ist voller Frische und wirkt munter
und nimmt vom Kopf nun den Zylinder runter.

Dann haut sie ihn mit Schwung auf einen Tisch,
so dass die Krempe jetzt nach oben zeigt.
Nun sieht man, dass, so zapplig wie ein Fisch,
aus dem Zylinder ein Kaninchen steigt!
Fast diabolisch – wie die Zaubrin grinst!
Da war kein Hase drin? Welch Hirngespinst!
                 -..-..-..-..-
Reales Leben geht oft andersrum:
es scheint, als wär ein Inhalt im Zylinder,
was zu gern glaubt das liebe Publikum –
und wer's bezweifelt, wird verhöhnt als Blinder.
Den Hut zu zeigen, tut man sich meist schwer,
denn der Zylinder ist tatsächlich … leer!

© elbwolf (27.03.2017; aktuell ergänzt um eine Strophe)

Donnerstag, 21. März 2019

Beziehungen-7/8: Der Kommoden-Zerhacker (Teamwork)

Scherzpostkarte Nr. 6653, (Leipzig o.J.; Rechte, Quelle nicht recherchierbar)
vermutlich Lithograph. Verlagsanstalt Bruno Bürger & Ottilie (tätig 1894-1908)


         Der Kommoden-Zerhacker

Die Liebe gilt uns als die Himmelsmacht –
da hat der Teufel in die Faust gelacht
und zugewartet, bis es tüchtig kracht:
die Harmonie war um die Eck' gebracht!           
Was machten einst denn die Athener Frauen?
Sie ließen Männer keine Reize schauen!

So etwas bringt ein Mannsbild um den Schlaf –  
auch fand sich nirgendwo ein Paragraph,
der eheliche Weigerung betraf.
Der Mann schien dümmer sich als selbst ein Schaf.
Entzug der Liebe, meint er, macht marode:
hört das nicht auf, zerhackt er die Kommode!

Nun reicht der Frau ja kaum ein einzig Schrank –
darúm macht sie die Drohung ziemlich bang.
Sie willigt schließlich in den Liebessang,
ermuntert den Bewerber: hier gings lang!
Da mussten Männer nicht mehr endlos bitten:
sie waren für die Pflicht erneut gelitten.

Ein steter Frieden fördert auch die Kür –
ein Paar hat híerbei sicheres Gespür
und hält dazu geöffnet Tor und Tür.
Worüber wied'rum lächelt der Satyr.
So bleiben ständig Lust und Leid verwoben;
fangt nur mit Lesen wieder an  – ganz oben!

© elbwolf/Wolfgang H. (11.02.2019)


Entwarnung für das Kommödchen

Wer da denkt, die Frau sei Teufels Werk,       
ist im Denken wirklich nur ein Zwerg.            
Männer sollten drum ihr Augenmerk             
nicht nur richten auf den Venushügel –          
schnell entgleiten ihnen dann die Zügel.        

Was nun die Verweigerung betrifft:               
kluge Männer haben sie umschifft,                
schrieben stets in ihrer schönsten Schrift       
Lob- und Liebeslieder auf die Frauen             
und gewannen damit ihr Vertrauen.              

Frauen lieben nun mal Kleiderpracht,            
was dem Manne schon Probleme macht.        
Lob hat da manch Wunder schon vollbracht.   
Gönnten zwei sich lieber doch ein Schläfchen,
gäb' es niemals mehr die dummen Schäfchen.     

Braucht' es nicht mehr diesen Griff zum Beil,
bliebe folglich die Kommode heil.                  
Amor nähme wieder seinen Pfeil,                  
ließe ihn von Bogens Sehne schwirren –         
und den Täuberich ums Täubchen girren.       

© lillii (Luzie-R; 21.03.2019)

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Womit unsere Serie über Beziehungen und spezifische Krisenerscheinungen in denselben endet,
ehe wir vielleicht gar kein Ende mehr fänden …

Sonntag, 17. März 2019

Rückzug (mit Carola als Gast)

Blick zum Kutelo-Gipfel im Pirin-Gebirge, Bulgarien.
Foto: Pudelek, August 2013; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0


Eigene Welt

Vor aller Welt, die mich verletzt,
möcht ich gar manches Mal entfliehn,
weil sie in Traurigkeit versetzt
und nicht so ist, wie sie mir schien.

So hab ich einen Ort erdacht –
ihn meine eigne Welt genannt –
mir zum Refugium gemacht.
Nur mir allein ist er bekannt.

Dort find ich Frieden und verweil'
in Träumen und in Poesie,
bis meine Seele wieder heil.
Es ist ein Ort der Phantasie.


Hoch oben

Mühsam, doch der Mühe wert,
hab den Gipfel ich erklommen;
wollt allein und unbeschwert 
nur mit mir ins Reine kommen.
 
Hatte ziemlich mich verirrt,
kreuz und quer ging's in Gedanken;
traurig war ich und verwirrt,
kam zuinnerst schon ins Wanken.
 
Dort in Berges Einsamkeit
hat mein Kummer sich verloren.
Wieder für die Welt bereit,
hab mehr Gleichmut mir geschworen,


© HeCaro  (Carola) 

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Wir vom Versbildner-Team stellen heute Carola (lebt in Nürnberg) als unseren Gast vor.
Carola schreibt seit 2013 in einer Community und veröffentlicht dort bevorzugt Gedichte.
Hier sinniert sie von zwei recht verschiedenen Gesichtspunkten aus über das immer
wieder anstehende individuelle Problem eines zeitweiligen Rückzugs, um für den Alltag
neue Kräfte zu schöpfen. Wir empfinden den Austausch mit Carola als eine schöne Form von Zusammenarbeit.
Carola mag klassische Musik, Elvis und die Beatles, bereist gern Italien und die USA.

Donnerstag, 14. März 2019

März– ein Monatsbild

Hans Thoma (1839-1924): März (Monatsbild aus dem Festkalender)
Mappenwerk, Seemann Verlag Leipzig; via wikimedia.commons; gemeinfrei.

Märzenwind

Der Winter sitzt als Greis noch in den Wolken;
man sieht, der Abschied fällt ihm sichtlich schwer.
Der Frühling kommt mit frischem Wind daher,
er hat die grauen Wolken schon gemolken.
In seiner Nachhut drängt das neue Leben,
in der Natur liegt es; ein ewig Streben.

Nicht nur vom Frühling wird der Greis bedrängt;
ein Götterbote geht im
Schritt voraus,
zeigt ihm und Winterspielen den Garaus -
am Arm er ihn zu einem Absprung zwängt.
Der sträubt sich und gibt weiter zu bedenken:
er hätte allerhand noch zu verschenken.

Des alten Winters Bitten sind vergebens,
der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.
Es steht nun mal in Gottes ew'gem Plan:
für alles kommt einmal der Herbst des Lebens.
Die Hoffnung bleibt auf eine Wiederkehr,
wo nimmt in diesem Fall man Hoffnung her?

Naturgesetze sind nicht zu umgehen,
sie gelten in der Schöpfung immerzu;
ob Mensch,
ob Baum, ob Strauch ob Kakadu;
es hilft kein Zetern, Bitten oder Flehen.
Es ist, wies ist, so fang nicht an zu klagen,
beantwortet wird keine Deiner Fragen.


© lillii  ( Luzie-R)

Freitag, 8. März 2019

Augenzwinkernd …

Man and woman using Candlestick Telephones;  postcard, ~  1910
via wikimedia commons; © Public domain

Augenzwinkernd …
- terza rima erotica - 

Am liebsten hieße ich dich jetzt zu tun,  
was du zu jeder Zeit am besten brachtest  
und was darum nicht länger sollte ruhn.  

Ich sähe nicht, wie sehr du danach schmachtest,  
obwohl ich solcherart dich oft verwöhnt?  
Bin eben einfühlsamer, als du dachtest!  

Wenn etwas schließlich das Erhoffte krönt,  
dann ist's die Tat, die du gern wagen wolltest,  
sonst hättest du ja nur umsonst gestöhnt. 

Bevor du mir am Ende doch noch grolltest 
käm ich entgegen dir auf halbem Weg – 
es fehlte noch, dass weiterhin du schmolltest!  

Denn dann begingest du ein Sakrileg!  

© elbwolf (Wolfgang H., Rosenmontag 2019)

Montag, 4. März 2019

Auf Aschermittwoch 2019 zu

Aus der Schwellkopp-Familie: Long Latt, Tante Eulalia (verdeckt), Onkel Theobald, Schinos, 
Scheel Ammerell, Lackaff und Butze - jeder der mehr als 30 Schwellköpp ist einzigartig.
Foto: Kandschwar, 2.2.2007; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0


 Die fünfte Jahreszeit (Pantun)

Die fünfte Jahreszeit ist fast vorbei.                
Am elften Elften - Start in die Saison.             
Das Zepter schwingt die lustge Narretei         
bis Aschermittwoch - dann gehts zur Räson. 

Am elften Elften - Start in die Saison.             
Prinz Karneval, beliebt als Narr bei Narren -  
bis Aschermittwoch - dann gehts zur Räson; 
beendet ist der Spaß mit dem Bizarren.         

Prinz Karneval, beliebt als Narr bei Narren;   
der seiner kurzen Herrschaft nun beraubt -    
beendet jetzt den Spaß mit dem Bizarren:     
an echt Regieren hat er nie geglaubt.             

Der seiner kurzen Herrschaft nun beraubt -   
er konnt denTraum vom Prinzen mal erleben.
An echt Regieren hat er nie geglaubt;            
den Spaß in diesem Amt galts zu erstreben. 

Er konnt den Traum vom Prinzen mal erleben,
das Zepter schwingt die lustge Narretei –       
den Spaß in diesem Amt galts zu erstreben. 
Die fünfte Jahreszeit ist fast vorbei.                

© lillii (Luzie-R)
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Anm.:
Ein Pantun kann aus beliebig vielen Strophen bestehen. Die Strophen bestehen aus vier Zeilen mit je acht bis zwölf Silben. Gereimt werden diese Quartette im Kreuzreim, also a1-b1-a2-b2. Jeweils die zweite und vierte Zeile einer Strophe werden als erste und dritte Zeile der nächsten Strophe wiederholt. Zusätzlich wird die dritte Zeile der ersten zur zweiten Zeile der letzten Strophe und der erste Vers des Gedichtes zum letzten (teilweise bleiben aber erste und dritte Zeile der ersten Strophe auch unvertauscht).

Freitag, 1. März 2019

Kalenderblatt 03/2019 (Dietmar Kunze als Gast)






März / Grundhof

Der dargestellte Blick zum Südgiebel des Hauptgebäudes "Grundhof" eröffnet sich aus einem kurzen Seitenweg parallel zum stark abfallenden Hang hinab zum Lößnitzgrund.
Das stattliche Hauptgebäude (ursprünglich um 1650 errichtet, in Folge diverse Umbauten) wird ergänzt durch eine Reihe von Solitären (Brunnenhäuschen), einem Nebengebäude und einem Gartensaal (leider ohne originalem Dach). Besonders reizvoll erscheint der am südlichen Giebel des Hauptgebäudes befindliche Anbau mit dorischen Säulen (um 1800). Der Gartensaal auf dem Grundstück diente Karl Kröner als Wohnstätte und Atelier. Heute ist dieser bewohnt von Christiane und Gunther Herrmann.
Der malerische Reiz liegt für mich in der dargestellten "Hinterhofsituation", an der Stellung des Hauses unmittelbar am Steilhang, quasi gehalten von der Grundstückseinfriedung damit es nicht abrutschen kann.
Das Grundstück befindet sich in Privatbesitz. Die Straße ist nicht durchführend.

Architekt Dr. Dietmar Kunze, Radebeul
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Das Team von "Versbildner.blogspot.com" bedankt sich beim Künstler und Autor für Original­zeichnung und begleitenden Text sowie bei der Redaktion der Radebeuler Monatshefte "Vor­schau & Rückblick" für die Vermittlung dieser Zusammenarbeit. Das hinzugenommene Farbfoto zeigt nicht nur die bloße – manchmal sogar wenig romantische – Realität, sondern vermittelt eine Vorstellung von Auffassung und Abstraktionsvermögen des Künstlers, das Typische und Wesentliche seines Motivs wiederzugeben.
Foto (Detail): Jbergner, 2013; via wikimedia.commons, Liz.: CC BY-SA 3.0
Das beigefügte Gedicht "Vor und hinter der Fensterfront" hat zwei Strophen aus jambischen Vierfüßlern, die (im Gegensatz zur Schweifreimung) hier unübliche "Kopfreimung" besitzen.

Unser Blog stellt Besuchern das aktuelle Kalenderblatt ab jedem Monatsersten zur Verfügung. Interessierte können es sich nach Umkopieren auf zwei A4-Seiten Word (die Seitenränder sind dabei an allen Seiten auf 2 cm einzustellen) im Duplexdruck auf ein A4-Blatt herausdrucken.