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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Dienstag, 5. Februar 2019

Die Fatrasie – eine originelle Gedichtform (Teamwork)

John William Waterhouse (1849-1917): Diogenes (404-323 v.u.Z); Gemälde von 1882.
Art Gallery of New South Wales, Sydney; Via wikimedia.commons; Public domain.
Notabene
Die Fatrasie wurde schon im 13. Jh. von den Franzosen als Nonsens-Lyrik kreiert, erhielt bald im Fatras eine Erweiterung, wurde nie ganz vergessen und erfährt heutzutage so etwas wie eine Neubelebung.
Sie ist ein 11-zeiliges Gedicht, das in zwei ungleiche Absätze (keine eigentlichen Strophen also) geteilt ist, durchgängig mit nur zwei Reimsilben (a, b) auskommt und diesem Reimschema folgt:
aabaab   babab
Zur a-Reimsilbe werden also 4+2 Reimwörter, zur b-Reimsilbe 2+3 Reimwörter gebraucht – eine Erschwernis, der ein Amateur-Poet wohl nur mit einem guten Reimlexikon gewachsen ist.
Außerdem wird verlangt, dass im Anfangs-Absatz die Verse kurz sind (nur 5-Silber), im Schluss-Absatz länger (5-7-Silber; Standard: 7). Die Rhythmik selbst scheint freigestellt, wobei Regelmäßigkeit einem Gedicht meistens guttut. Die kürzeren Verse haben daher 2 oder 3 Hebungen, die längeren des Schlussteils 3 oder 4 – was Verfassern entgegenkommt, denen die Metrik "nicht liegt". Wir verdeutlichen das bei unseren beiden Beispielen dadurch, dass wir ausnahmsweise zu den Versen das volle "Kodierungsschema" angeben.
Inhaltlich muss eine heutige Fatrasie durchaus kein Klamauk sein, aber auch nicht von jener obszön-skatologischen Art, wie einst üblich. Schon ab 15. Jh. wurde unterschieden zwischen "unmöglichen", irrationalen Fatrasien/Fatras und "möglichen", die sogar religiös-erbauliche Inhalte aufwiesen.
Die Literaturwissenschaft vermutet in Fatrasie/Fatras eine der Wurzeln der modernen Dichtung und der absurden Literatur.

Spiele verfolgen Ziele

Gewisse Spiele 
sind kleine Ziele –
im Menschenleben
wohl mehr gefiele.
Im großen Stile  
gehts oft daneben …

Und trotzdem werden viele 
es wiederholt erstreben;
wenn sie auch in dem Siele
nur hängen und erbeben –
's erfordert manche Schwiele.


a: u-u-u
a: u-u-u
b: u-u-u
a: u-u-u
a: u-u-u
b: u-u-u

b: u-u-u-u
a: u-u-u-u
b: u-u-u-u
a: u-u-u-u
b: u-u-u-u

© lillii (Luzie-R)


Diogenes in der Tonne

Im Schutz der Tonne, 
erfüllt von Wonne –
Diógenes; denkt;
wozu denn Sonne,
ja selbst die Bonne –
dies alles nur drängt!

Wer in Weisheit sich versenkt,
belehrt selbst eine Nonne,
dass man's Leben ganz verschenkt,
marschiert man in Kolonne.
Alles – nur nicht ferngelenkt!


a: u-u-u
a: u-u-u
b: u-uu-
a: u-u-u
a: u-u-u
b: u-uu-

b: -u-u-u-
a: u-u-u-u
b: -u-u-u-
a: u-u-u-u
b: -u-u-u-

© elbwolf (Wolfgang H.)
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PS:
Im nächsten Beitrag (auf Versbildner ab 9.2.19) behandeln wir dann die Erweiterung der Fatrasie zum Fatras – und müssen dabei noch einiges mehr an lyrischer Findigkeit aufbieten.

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