Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Freitag, 9. Oktober 2020

Die alte Hochzeitszeitung /→ Zweiteinstellung - vorher unter dem 5.10. ←/

Zeitgenössisches Hochzeitsbild, 21.11.1936 / © Verfasser
linke Seite: Anna, Weberin (46); Josef, Schlosser (50); Elsa Emma, Angestellte (26);
re. Seite: Marie, Melkerin (54); Johann, Garnspinner (52); Ernst A., Angestellter (27).
Typisch für die Zeit: die "Alten" sind alle vom Dorf, die "Jungen" schon aus der Stadt.
(→ die Personen des Fotos haben keinen Bezug zu den im Gedicht genannten ←)


 Die alte Hochzeits-Zeitung

Einblicke in ein papiernes Fundstück

Aus einem großen Stapel Altpapier
zog ich mit keckem Griff heran zu mir
die "Hochzeits-Zeitung" eines Fräulein Schlickes,
mit Weissagung des künftigen Geschickes,
als ehelich sie band sich an Herrn Texter –
der ihrem Charme erlag wie ein Behexter.

Was damals sich in meiner Stadt begab,
darüber bricht man heute noch den Stab;
Ereignisse vom Jahre 'fünfunddreißig
berichte ich Euch nachfolgend recht fleißig:
man hat sie aus der Zeitung vorgelesen,
denn sie sind raue Wirklichkeit gewesen.

Im Dienste stand die Runde bei Justiz.
Die nehmen ja genauestens Notiz,
wer sich ab wann befasst mit welchen Sachen,
die nur nach Paragraphen sind zu machen;
kein Auge aber hackt doch eine Krähe
der andern aus, egal, was die erspähe!

Aufs Mótorrad noch ohne Führerschein –
bereitet Alwin damals keine Pein,
der Siegfried, oft begehrter Kätzchentöter,
befestigte den Ruf als Schwerenöter,
nebst Heinz, der anzubieten sich nicht scheute
die Unterkunft für "Noch-nicht-Eheleute".

Der Bräutigam zeigt sich als eitler Pfau,
der stets bewacht die Ehre seiner Frau.
Und träf' er jemanden mit ihr alleine,
so macht' er ihm auch ganz gehörig Beine,
selbst ungehemmtes Brüderschaften-Trinken,
das habe sie sich künftig abzuschminken!

Im Abgesang verkündet man dem Paar,
was alles käme und noch niemals war,
wenn Kummer wie auch Wonnen beide teilten
und sich beim Nachwuchsschaffen drum beeilten.
Doch eins verschwieg man euch, ihr lieben Leute:
ihr wart zu früh – sonst lebtet ihr noch heute.

© elbwolf (2015; durchgesehen 09/2020)

-----------------------------------------
Anzügliche Nachbemerkung:
Auf dem Hochzeitsfoto ganz oben sind eigentlich 7 Personen abgebildet, und die dort gerade noch unsichtbare siebente (die jetzt noch unter uns lebt) ist der eigentliche Grund dafür gewesen, weshalb man sich (wie man mir vor langer Zeit erzählt hat) mit dem 21.11.1936 letztlich doch recht beeilt hat …
Ein Smiley, das so breit vor Lachen zerfließt, wie ich jetzt lache, das gibt's gar nicht – man versteht?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen