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Donnerstag, 16. September 2021

Die böhmische Reise/2: Bei Casanova in Dux

Schloss Dux (cz. Duchcov) bei Teplitz/Teplice
mit der Suite Casanovas in der vorderen Hälfte des rechten Seitenflügels.
Foto: 8. Mai 2016; © Der Verfasser.

 
Bei Casanova in Dux
/Akzentverse, kreuzgereimt, 8-zeilig-strophisch 4/3-hebig *)/

"Auch die schönste Frau
ist an den Füßen zu Ende!"
Giacomo Casanova

 
Schon früh treten Frauen in Giacomos Leben –
das hat ihn wohl kaum überrascht:
seine Neugier lässt Frauen erwartungsvoll beben,
und er hat bald von allem genascht.
Tête-à-Têtes sind natürlich anfangs zu zweien,
doch das Glück scheint bei Weitem ihm hold –
geselliger ist es nämlich zu dreien,
wenn kein Drittes den andren zwei grollt.

Fast jedes Geschäft ist Giacomo recht,
um das nötige Geld zu beschaffen;
er wetzt den Schnabel, klopft wie ein Specht,
verdingt sich seriös und bei Laffen.
Er ist zwar Abbé, doch noch lieber ein Ritter,
überbringt öfters Briefchen der Liebe;
mal ist er in Freiheit, kommt dann hinter Gitter,
denn Gelegenheit macht ja erst Diebe.

Ob geheim, zivil oder sonst wie privat,
Diplomat gar im Dienste der Obern –
egal wie ein Auftrag auch delikat,
auf Dauer geht nichts zu erobern.
Dann vertreibt Signorie, der mächtige Rat,
Casanova noch ganz aus Venedig
und erlaubt seine Rückkehr, um die er bat,
als er fast allen Mutes schon ledig.

Was nun folgt, füllt mehr als ein ganzes Jahrzehnt.
Er verwendet die Zeit, um die Dinge
in Bahnen zu lenken, wie er sie ersehnt,
doch das Schicksal schnürt spürbar die Schlinge.
Die Gönner knausern mit noblen Spenden;
die Cliquen und Zirkel verwaisen;
die eigne Gesundheit verweigert Bewenden,
und mühevoll wird es zu reisen.

Die Lage droht schließlich noch ganz zu entgleiten,
da bringt ihm Graf Waldsteins Gebot,
die Bibliothek auf Schloss Dux zu leiten,
Erlösung aus fühlbarer Not.
Casanova begibt sich dann auch gegen Ende
des Jahrs fünfundachtzig nach Dux –
für den Lebemann wird es abermals Wende,
denn er sah die Provinz nur als Crux.

Unermüdlich verleiht er dem böhmischen Flecken
den Abglanz der ganz großen Welt;
auch Frauen gelingt ihm erneut zu entdecken,
erscheint manchmal einer als Held.
Dann schreibt er ein Buch, wie dereinst er entfloh
den Bleikammer-Kerkern des Dogen –
und dem anfangs nur schnorrenden Holdrio
erschallen im Umkreis Elogen!

Graf Waldstein hat nun einen Autor zu Gast,
an dem ihn die Nachwelt gemessen;
der ist zwar noch immer für ihn eine Last,
doch vom Schreiben jetzt gleichsam besessen.
Casanova füllt an die viertausend Seiten
denn so vielfältig bunt war sein Leben.
Dann darf auch die Feder dem Schreiber entgleiten –
solch Bericht wird es niemals mehr geben.

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Auf Schloss Dux (cz. Duchcov) wird in den Sessel, in dem Casanova
am 4. Juni 1798 verschied, täglich eine frische Rose gelegt.

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*) Zu den Versen s. Stummer: Vers Reim Strophe Gedicht, S. 45/46

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