Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Freitag, 31. Dezember 2021

Guten Rutsch nach 2022!

Das "Tor der Hoffnung" in einer Lübecker Wohnanlage (Foto 2009);
Planung der Wohnanlage durch den Lübecker Architekten Willy Logner;
Grundstückserwerb erfolgte 1936 durch den Lübecker Rodolfo Groth,
das Richtfest wurde am 23. Februar 1937 gefeiert;

 

Licht am Ende des Tunnels?
/ englisches Sonett /

Noch die paar Stunden, und es ist vorüber 

ein weitres Jahr verging uns wie im Flug;
wir hoffen, Zeiten würden nicht noch trüber
wir fahren sowieso meist Bummelzug.

Gepäck, das wir auf Reisen mit uns führen,
das ist sehr oft nur auf gut Glück gepackt,
zu viel von dem; was andres fehlt; wir spüren:
nichts Optimales – es ist ganz vertrackt!

Wir tragen Hoffnungen in Hirn und Herzen
und schauen hilflos drein, was denn da kommt;
wir unterdrücken in uns Leid und Schmerzen
und helfen mit bei dem, was künftig frommt.

Was wäre, wenn wir einst in neuer Zeit
zusammen lebten ohne Zwist und Streit?

© Das Team von "versbildner"

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Unser DANK gilt diesen Freunden und Gästen des Blogs für ihre Beiträge:
-        Erika Müller-Pöhl für 12 Buchillustrationen zu den Kalenderblättern;
-        Manfred Albert für die 12 Zuarbeiten zur "Hanebüchenen Physik";
-        L. Winrich (a. G.) für vier Liebesgedichte;
-        Heliane Meyer für zwei Gedichte und
-        Herta Krondorfer (Österreich) für ihren lyrischen Beitrag am 9.11.'21.

Wir KÜNDIGEN AN für 2022 zwei neue Serien:
-        einen Sonntagsmaler mit Osterzgebirgsmotiven auf den Kalenderblättern;
-        eine Spottserie über "die Herren der Schöpfung", die alles nur nach Buch tun.

Und wir WÜNSCHEN den Freunden und Besuchern unseres Blogs

einen  guten  Rutsch  nach  2022!

Sonntag, 26. Dezember 2021

Hanebüchene Physik-12: Musizierende Gläser (mit Manfred Albert a. G.)


Diese drei Dinge braucht es für das Musizieren mit Gläsern:
1. Gläser (mindestens 7, für eine ganze Ton-Oktave);
2. Flüssigkeit, um die Gläser verschieden hoch zu füllen;
3. kundige Hände, die die Glasränder streichen – besser: streicheln!
Bei fester Anordnung der Gläser stellt das Ensemble ein Musikinstrument aus der Klasse der Idiophone (Selbsttöner bzw. Selbstklinger) dar – s. Foto!

 

Wenn nasse Hände zarte Gläser streichen …

Ist das "Singen" durch die Hände eingeleitet,
werden Schwingungen im zarten Glas verbreitet,
braucht es nur noch weitres zartes Händeschwingen,
um so ganze Melodien zu Stand' zu bringen.

Magisch scheint uns sicher auch das Theremin,
schwebt die E-Musik mit ihm wie Zeppelin:
ganz berührungsfrei, nur Hände und die Finger,
die allein sind hier für uns die Freudenbringer.

Rechts der Töne: Höhe, links der Laute: Stärke;
der Magneten Feld entlockt so ganze Werke,
was dem Synthesizer schon sehr nahe steht,
wenn es auch viel schwerer zu erlernen geht.

© M. Albrecht & elbwolf

 

© Raimond Spekking: Glasharfenspielerin in Köln (2008);
CC BY-SA 3.0; via Wikimedia Commons
 

Dienstag, 21. Dezember 2021

Chanson d'amour – Nachdichtung eines Volksliedes aus dem Französischen

 

Pompeo Batoni (1708-87): Susanna und die Alten, 1751 (Detail);
Standort unbekannt; via Wikimedia Commons; Public domain

Aus dem Sammelband im Karl Rauch Verlag (1938)
von
Josef Hochmiller (1872-1932):

Chansons d'amour XXXVII

/Chansons populaires de France/

Liebeslieder XXXVII
/

/Französische Volkslieder/

Il était une fille
une fille d'honneur,
qui plaisait au seigneur.

Un jour elle rencontre,
monté sur son cheval,
ce seigneur déloyal.

Preste, il met pied à terre,
entre ses bras la prend,
"Baise-moi, belle enfant!"

"Hélas" répond la belle,
le cœur transi de peur,
"volontiers, mon seigneur!

Je ne crains que mon frère,
s'il me voit dans vos bras,
il fera du fracas.

Montez sur cette roche
et regardez là-bas,
si l'on ne le voit pas."

Et tendis qu'il regarde,
celle qu'il veut mettre à mal
elle saute sur son cheval.

"Adieu, beau gentilhomme!"
et zeste, elle s'en va.
Monseigneur reste là.

Cela vous apprend comme
on attrape un méchant –
qui le veut se défend.

Da gab es einst ein Mädchen,
das tugendsam und recht grazil,
drum einem hohen Herrn gefiel.

Sie trifft ihn eines Tages,
er reitet auf dem Ross daher;
dem Herrn zu trauen, das fällt schwer.

Der Reiter springt vom Pferde,
umarmt das Mädchen ganz geschwind,
"Lass küssen dich, du schönes Kind!"

Erwidert ihm die Schöne
mit angsterfülltem Herzen "Ach,
recht gern, mein Herr!" und bleibt hellwach:

"Nur fürcht' ich, dass mein Bruder,
wenn der in eurem Arm mich sieht
mit grobem Schmäh euch überzieht.

Drum klettert auf den Felsen,
schaut euch rundum gut alles an,
ob man uns auch nicht sehen kann."

Der Herr tut wie geheißen.
Sie achtet nicht, was der studiert –
sie springt aufs Pferd und galoppiert.

"Adieu, du großer Reiter",
und wie der Wirbelwind davon!
Dem Kavalier bleibt nur der Hohn.

Was lehrt das einen jeden?
Den Spitzbub fasst man bald am Steiß,
wenn man sich zu erwehren weiß.

 

© elbwolf al. W.H.
(für die Nachdichtung; 20.12.2021)


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Anmerkungen:
Im französischem Original wird der erste Vers jeder Strophe vor dem
letzten Vers wiederholt, um eine Art Refrain-Charakter zu erzielen.
Die Kunstbeilage illustriert natürlich nicht die in den Versen geschilderte
Situation, zeigt aber die Abwehrhaltung der Frau in aller Deutlichkeit.

Donnerstag, 16. Dezember 2021

Hilfestellungen

 

Christophorus-Figur zu St. Walburga
in meinem heimatlichen Velen-Ramsdorf (NRW)
(Foto: die Verfasserin)


Hilfestellungen

Von jeher sich die Zeiten wiederholen;
dass Menschenkinder nicht den Frieden achten –
den haben uns Protestler längst gestohlen.

Ist es nicht Krieg – ist Krankheit zu betrachten;
wann lernt der Mensch dem andern zu vertrauen,
ihm Freund zu sein und nicht ihn zu entmachten.

Wohin man schaut, verbreitet sich das Grauen,
in Straßen Widerspenstige krakeelen;
mit ihnen ist nichts Gutes aufzubauen.

Was wird nun in der nächsten Zukunft zählen?
Wird es für unsre Kinder eine geben...
besteht dann noch die Möglichkeit zu wählen ...
um frei und sorgenlos zu überleben?

© Luzie Rudde (14.12.2021)

Samstag, 11. Dezember 2021

Monologe an die Liebste

 Liebe Freunde und Besucher unseres Blogs!

         Dieser Beitrag entstand als "lyrisches Anschauungsmittel" zu zwei einander sehr ähnlichen Formaten für den Bau großer Strophen. Seine Aussagen lassen sich in aller Kürze so zusammenfassen:
         "Diese lyrischen Formate besitzen ähnliche Reimschemas: die Siziliane hat "abababab", die Stanze – "abababcc". Sie werden hier unter dem Gesichtspunkt zusammengefasst, dass beide 8-zeilige Strophen bilden. Während für die Siziliane 11-/10-silbige Jamben als normal gelten, sind sie für die Stanze der Standard, wobei deren a-Verse sogar als 11-silbig vor­geschrieben sind."
         Ein echtes Problem ist es, dazu passende Illustrationen zu finden, aber eine kenne ich doch – eine zur "Scheinheiligkeit"! Sie hat vor vielen Jahren der Pariser Fotograf Robert Doisneau "geschossen" – er lebt nicht mehr, aber seine ©-Rechte gelten noch. Daher darf ich hier nur einen Link auf sein wirklich überzeugendes Produkt setzen, das er "Regard oblique" (schräger Blick; Seitenblick) genannt hat – le voilà:

Regard oblique-1          oder            Regard oblique-2

 

Monologe an die Liebste

 (1)    Scheinheilig

Du meinst doch nicht etwa, dass unsre Alten     a: u-u-u-u-u-u
uns hätten zwar recht sittsam aufgezogen         b: u-u-u-u-u-u
und sich nach außen scheinbar gut verhalten,   a: u-u-u-u-u-u
ganz insgeheim jedoch auch dies erwogen:       b: u-u-u-u-u-u
Um Dinge, die als sündhaft ihnen galten,           a: u-u-u-u-u-u
nicht stets zu machen einen weiten Bogen!       b: u-u-u-u-u-u
Da müssten wir bei jeglichem Verbot                 c: u-u-u-u-u-
erst sehn, hängt schief nicht unser eignes Lot!  c: u-u-u-u-u-

(2)     Sachliche Erwägung

Was auf dem Bilde dich so richtig kleidet,
ist, weil es dich wahrscheinlich manchmal packt,
und wer, wie ich, die Zweifel gerne meidet,
der denkt, du bist tatsächlich da fast nackt.
Das ist der Grund, weshalb man dir auch neidet
die Weiblichkeit – ich finde sie intakt.
Der wär' ein Narr, der unter Skrupeln leidet
und nicht sofort gleich alle Toppen flaggt!

(3)     Unzeit für Lyrik

Verzeih – ich werde mir erst jetzt bewusst,
dass meine Verse dich wohl manchmal plagen –
Ich hätte sie ja reimen nicht gemusst,
wenn ich geahnt, dass am Gemüt sie nagen!
Es reimt erwartungsvoll sich vor der Lust:
ich sage das mit sichtlichem Behagen
und Blick darauf, an was wir – fast robust,
weil miteinander sehr vertraut – uns wagen!

© elbwolf al. W.H.

Montag, 6. Dezember 2021

Zukunft oder Fragen zur Zeit

Die fünf Pandava-Brüder aus dem Mahabharata-Epos des Wayang Kults auf Java.
Autor: Gunawan Kartapranata, (2008); Indonesien

 Zukunft oder Fragen zur Zeit

Wie wird es sein in tausend Jahren –
gibt es noch Menschen in der Welt;
noch Menschen, die wie wir erfahren,
dass Liebe und Erotik zählt?

Besitzen wir noch die Organe
wie Leber, Lunge und das Herz;
wie sieht es aus im Weltenplane –
empfinden wir noch Freude, Schmerz?

Ob Pärchen sich in Liebe finden,
mit Kindern diese Liebe krönen;
dass diese Ziele nie verschwinden,
weil Menschen sich leicht umgewöhnen.

Sind Väter, Mütter und die Kinder
noch im Familienbund vereint?
Ob zaubert man aus dem Zylinder
ein Wesen, das als Mensch erscheint?

Computer sind allgegenwärtig –
ersetzen oft den andern Part;
sind sie verbraucht und minderwertig
muss Neues her: ist Gegenwart!

Computer haben keine Seele,
wir pflanzen ihnen keine ein,
wir brauchen gar keine Befehle,
um einfach menschlicher zu sein.

© Luzie-R. (Dezember 2021)
 

Mittwoch, 1. Dezember 2021

Unser Gast: Erika Müller-Pöhl mit Buchgrafik/12

 Kalenderblatt Dezember 2021

© Erika Müller-Pöhl – Buchumschlag zu Gottfried Keller: "Sieben Legenden".
(Ausgabe Kleine Erbe-Serie im ehem. Greifenverlag zu Rudolstadt, 1975)


Anmerkung:

Unseren Gast, die Buchgrafikerin Erika Müller-Pöhl, hat der 'Versbildner-Blog' bereits Mitte Januar vorgestellt – Vita, grafisches Werk, Bibliografie sowie den Buchumschlag zu den beiden Novellen 'Carsten Curator' und 'Der Herr Etatsrat' im I. Quartal 2021 hier gezeigt. Unter ihren buchgrafischen Arbeiten hat Erika-Müller-Pöhl die zur Ausgestaltung von Rainer Hohbergs 'Schachtelhälmchen – Pflanzenmärchen aus aller Welt" besonders liebevoll ausgeführt - hier im II. Quartal gezeigt. Im III. Quartal schmückten unsere Kalenderblätter drei Illustrationen zu J. I. Kraszewskis historischem Roman "Gräfin Cosel".
In diesem Quartal zeigen wir drei Illustrationen zu Gottfried Kellers "Sieben Legenden" in der 'Kleine-Erbe-Serie' des nach 1989 gleich zweimal in die Insolvenz getriebenen Greifenverlags zu Rudolstadt. Der farbige Buchumschlag beschließt diese grafische Serie, die von den Anhängern unseres Blogs offenbar mit Interesse aufgenommen worden ist.

Auf die Beigabe von Versen wurde hier verzichtet, um den Besuchern des Blogs die Umstände der Entstehung des Keller'schen Werks näherbringen zu können und sie vielleicht anzuregen, sich die kleine Ausgabe anzuschaffen oder wenigstens den Text online zu lesen:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Keller,+Gottfried/Legenden/Sieben+Legenden

Auch die Wikipedia hält eine Bewertung und Aufarbeitung bereit:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sieben_Legenden
                                                                                                                                    /elbwolf al. W.H./