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Schneeglöckchen im Botanischen
Garten der Ruhr-Uni Bochum – Blick durch eine Glaskugel
Foto: IvoBentele, 25.02.2016; Quelle: wikimedia.commons; Liz.: CC 4.0 |
Als Gott der Herr die Welt erschuf
mit Gräsern, Blumen, Mensch und Tieren,
auf dass sie alle harmonieren,
vernahm er einen Hilferuf.
Der Schnee, der klagte ihm sein Leid
und sprach – ganz traurig im Gemüte:
"Was du geschenkt in deiner Güte,
trägt jedes nun als buntes Kleid.
Doch wo bleibt die Gerechtigkeit,
denn alles ist so reich an Farben –
nur ich bin bleich und muss jetzt darben –
bin ganz erfüllt von Bitterkeit."
Der Herr gab sein Versäumnis zu,
doch um sich nicht noch mal zu quälen,
ließ er den Schnee gleich selber wählen:
"Schau dich gut um – nichts sei tabu!"
Wer teilte mit dem Schnee sein Kleid?
Er bat das grüne Gras, die Rose,
das Veilchen und manch Namenlose
um Farbe – niemand war bereit!
Der Schnee setzt schließlich voll Verdruss
zum Glöckchen sich mit dem Weißröckchen;
das streichelt milde seine Flöckchen
und bietet den Versöhnungskuss.
"Falls Dir mein weißes Kleid genügt,
will ich es gerne mit Dir teilen;
Gemeinsam wollen wir verweilen
zur Winterzeit – und stillvergnügt."
© lillii (L-R)
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