Notabene: Dieser Beitrag eröffnet
eine lose Folge von Gedichten, die ihre Verfasser/Innen in Mundart schreiben. Der
Begriff mag für Sprachwissenschaftler etwas unscharf sein – hier steht er für Gedichte,
die man in solcher "Würze" nur in "Regionalsprachen" findet.
Auch sind sie den formalen poetischen Auflagen durch das Hochdeutsche weit weniger
(oder nicht) verpflichtet.
Für Unkundige, die gar manches Mal "begriffsstutzig" sein würden,
gibt es im Fall der Fälle eine hochdeutsche Übertragung in (wie dabei üblich) Akzent-
oder Knittelverse dazu.
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Stürmischer Tag an der Warnemünder
Mole; aufgenommen am 1. Januar 2008
Foto und ©: T. Voekler, Quelle: wikimedia.commons; Liz.: CC-BY-SA 3.0
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Mien leiwste Plag
Ick nähm dat Wäder so as dat is –
doch eens dat stürt mi, dat ist gewiss:
ok wenn de Sünn dörch de Wolken schult –
dor kümmt de Wind üm de Eck un hult!
Heff´k een poor Stunnen bi´n Frisör eens säten,
kann´k naastens de niege Pracht vergäten.
Ok een schicker Haut is nie nich gaut,
dat Best is ümmer een umtüdert Dauk!
An de See, dor is de Luft frisch un klor,
ik stah up de Mol, fäul mi wunnerbor.
Ok hier kümmt de Wind, un as Storm ist he dull,
he pust Näs un Oogen mit Sand mi vull.
Jüst wier ik up Reisen, dat wir´n beten südlich.
Dor gäw´t väl to kieken, ik güng ganz gemütlich.
Doch würd mi bald schweiten, woso wier de Frag –
mi fählte de Wind, miene leiwste Plag!
© Gisela Gesang
(Juni
2007, durchgesehen 2017)
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Unsere heutiger Gast aus Rostock
(" in'n Spaaß ok noch „Pierknüppel“ nöömt") schreibt –
wie könnte es anders sein – Gedichte auf Platt. Örtliche Zeitungen und vor
allem das Heimatjournal von Warnemünde, der "Tidingsbringer",
veröffentlichen sie gern. Gisela Gesang wird darob sogar manchmal von Leuten
auf der Straße angesprochen, die ihr Dank sagen, weil sie eine Lanze für das Platt bricht.
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Übertragung:
??? "de Wind hult" - "een ümtüdert
Dauk" - "mi würd schweiten" ???
Hier drunter findet sich der Rätsel Lösung!
Meine liebste Plage
Ich nehm das Wetter so wie es ist –
doch eines stört mich, und zwar gewiss:
auch wenn die Sonn' durch die Wolken lugt,
da kommt der Wind um die Eck' und heult.
Hab ich ein paar Stunden beim Frisör gesessen,
kann ich danach die neue Pracht vergessen.
Auch ein schicker Hut ist niemals gut
am besten ist's immer, ein Tuch umzubinden.
An der See, da ist die Luft frisch und klar,
ich steh' auf der Mole, fühl mich wunderbar.
Auch hier kommt der Wind, und als Sturm ist er toll,
er pustet mir Nase und Augen voll Sand.
Vor kurzem war ich verreist, so mehr südlich.
Dort gab's viel zu sehn, ich ging ganz gemütlich.
Doch kam ich ins Schwitzen – wieso war die Frage,
mir fehlte der Wind, die liebste meiner Plagen.
Nach dem
plattdeutschen Original von Gisela Gesang