 |
Antoine Watteau
(1684-1721): La Boudeuse, 1718
Eremitage; via wikimmedia.commons & The Yorck Project
№ 10175; gemeinfrei.*)
|
Sie
schmollt gerade
–
auf Watteaus "La Boudeuse" –
Auf
einmal fühlte sie den Schmerz –
und
war doch grad noch rumgetollt;
sie
hatte rasch und wie im Scherz
sich
hingesetzt. Sie sitzt und schmollt;
der
Zweifel nagt, ob ein Roman
wohl
lohnend wär mit dem Galan …
Er
hatte sie mit manchem Scherz
das
lange Fest herumgeschwenkt
und
fühlte plötzlich, dass ein Schmerz
aus
der erstrebten Bahn sie lenkt;
jetzt
fragt verwirrt sich der Galan,
ob
es noch käme zum Roman …
Er
sucht den Blick in ihr Gesicht,
sie
sitzt nur halb ihm zugewandt –
wer
geht mit wem hier ins Gericht,
wer
hat den anderen verkannt?
Den
Busen, im Jabot versteckt,
denkt
sie, den hat er längst entdeckt.
Wie
lange dauert solch Gericht,
eh
Urteile gesprochen – sag!
Schaut
man erneut sich ins Gesicht,
vermutend,
dass man sich noch mag?
Weil
Reizvollstes noch nicht entdeckt,
da
es sehr sorgfältig versteckt?
Ob
nicht am Ende jeder wollte,
dass
keiner länger schmollen sollte …
©
elbwolf (08.01.2020)
 |
Antoine Watteau
(1684-1721): Die Figurengruppe von "La Boudeuse" im Detail
|
-----------------------------------------------------------
*) Der französische Bildtitel "La Boudeuse" wird
in der Kunstgeschichte mit "The Capricious Girl" (en), "Die
Schmollende" (de), "Капризница" (ru) übersetzt.
Standort des Gemäldes ist die Eremitage, St. Petersburg; via
wikimedia.commons & The Yorck Project (2002), № 10175.