Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Donnerstag, 1. April 2021

Unser Gast: Erika Müller-Pöhl mit Buchgrafik/4


  © Erika Müller-Pöhl: Buchillustration zu Rainer Hohberg: 'Das Kleeblatt',
aus: Schachtelhälmchen – Pflanzenmärchen aus aller Welt, ehem. Postreiter-Verlag, 1987; S. 77.

Pflanzenmärchen: Das Kleeblatt

Er kam zu spät. Zwar konnte er sein Schiff noch sehen, aber es befand sich bereits auf hoher See.
Ziellos irrte er durch die fremde Stadt … so gingen Tage, Wochen, Monate dahin. Einmal legte ein Schiff im Hafen an und brachte eine Nachricht mit: "Oh ja, es war ein stolzes Schiff mit einer goldenen Seejungfrau am Bug. Doch gegen einen Orkan ist halt kein Kraut gewachsen. Kein Mann hat dieses Unglück überlebt."
Unser Mann verstand nicht gleich. Wie-
der und wieder ließ er sich alles erzäh-
len, er lachte und weinte dabei zugleich. Schließlich öffnete er mit zitternden Hän­den seinen Gürtel, fingerte das längst vertrocknete Kleeblatt heraus. Er zeigte es herum und erzählte den Anwesenden seine Geschichte.                  /Auszug/

Das Glück lässt warten        /© W. Herrmann/

Da war ein Mann, von Missgeschick erdrückt.
Sein Glück musst' er darum woanders zwingen –
wo es drauf wartete, dass er es pflückt! 

Zum Hafen ließ er seinen Seesack bringen
und nahm das Schiff, auf dem die Meermaid thront. 
Dort wollt' auf große Fahrt er sich verdingen.  

Spazieren bis zur Abfahrt ... ungewohnt:
ein Kleeblatt nahm des Mannes Blick gefangen,
eins mit vier Blättern, das mit Glück belohnt!
 

Er brach es heimlich, doch die Wächter zwangen
ihn zum Verhör. Zwar kam er wieder frei –
zu spät, um auf sein Schiff noch zu gelangen. 

Er blieb am Ort, ihm war's nun einerlei.
Nach Zeiten brachte dann ein Schiff die Nachricht:
im Sturm ging jenes Segelschiff entzwei.
Verdorrt das Kleeblatt – aber welche Umsicht!


Anmerkungen:
Unseren Gast, die Buchgrafikerin Erika Müller-Pöhl, hat der 'Versbildner-Blog' bereits Mitte Januar vorgestellt – Vita, grafisches Werk, Bibliografie sowie den Buchumschlag zu den beiden Novellen 'Carsten Curator' und 'Der Herr Etatsrat', im I. Quartal 2021 hier gezeigt.

Unter ihren buchgrafischen Arbeiten hat Erika-Müller-Pöhl die zur Ausgestaltung von Rainer Hohbergs 'Schachtelhälmchen – Pflanzenmärchen aus aller Welt" besonders liebevoll ausgeführt und ihnen auch hier unter den Kalenderblättern einen größeren Raum einräumen wollen. Sintemal (um ein der Vergangenheit verhaftetes Wort zu verwenden) es sich um eine Edition des Hallenser Postreiter Verlags handelte, der noch 1994 – wie zum Hohn – mit dem Kinderbuchverlag "fusionierte", ehe seine Erdenspuren gänzlich verschwanden.
Die Geschichte um das Kleeblatt ist dabei gar nicht so außergewöhnlich! Wie oft hat man schon gehört, dass ein Reisender sein Flugzeug oder seine Bahn verpasst hat und dann erfahren musste, dass das Schicksal wieder einmal ein Verkehrsmittel "mit noch freien Plätzen" nicht bis ans Ziel (modern: bis zu seiner Destination) gebracht hatte …

Die Verse, in die die lyrische Hälfe dieses Kalenderblattes gegossen ist, sind Terzinen; s. Stummer S. 76/77.                                                                                                                                                                              /elbwolf al. W.H./

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