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Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Sonntag, 26. Mai 2019

Schillers "Göttinnen der 7 Künste"/2: Skulptur

Drei Skulpturen in Gegenüberstellung
Venus von Willendorf (11cm hoch; ~ 30.000 Jahre alt); NHM Wien;
Ombra della Sera (aus hellenistischer Zeit), im Museo Etrusco Guarnacci, Volterra;
(Liz.: links: via Wikimedia, CC BY-SA 3.0; Mitte: eigenes Foto des Verfassers)
Kapitolinische Venus (~ 100 u.Z.), Kapitol, Rom; (Foto: José Luiz, Liz.: CC BY-SA 4.0)

Die Schutzgöttinnen der Künste sind in der griechischen Mythologie
die olympischen Musen: 9 an der Zahl, wie von Hesiod überliefert;
 dargestellt z. B. im Musen-Peristyl des Achilleion auf Korfu (~1890).
Betrachtern fällt auf, dass unter diesen neun die bildenden Künste fehlen,
 aber Astronomie, Geschichte sowie 4 literarische und 3 musikalische Gattungen
 vertreten sind! Auch Friedrich Schiller verließ das alte Muster und benennt in der
 "Huldigung der Künste" (1804) als "der Künste Schar des Schönen" und Göttinnen:
 Architektur, Skulptur, Malerei, Poesie, Musik, Tanz und Schauspielkunst.


             
              Schillers "Göttinnen der 7 Künste"/2: Skulptur

Es war ein Mann, der einst zu Händen nahm
sein Werkzeug und im Stein den Körper fasste,
der mühsam endlich die Gestalt bekam,
die dann erfahrbar war, falls man sie taste.
Meist formte sich solch Werk zu einer Frau,
erkennbar an den imposanten Formen,
empfunden flüchtig oder auch genau –
man kannte damals ja noch keine Normen.
Was führte einst die Göttin bloß im Schild,
dass Männerwerk geriet nach Frauenbild?

Es ging auch nie – in staunenswerter Art –
um etwas, das man hätte 'schön' geheißen;
das Schöne duldet, scheint's, als Gegenpart
auch Hässliches, doch ohne zu verreißen.
Wer richtet bloß die Dinge ohne Fehl,
vermeidet jeden Anlass einer Schelte?
Ja – machen wir daraus doch gar kein Hehl
und sagen das, was fürderhin auch gelte:
der Göttin Bildnis wirkt, dass sich der Mann
im eignen Werk auch wiederfinden kann.

© elbwolf, 25.05.2019
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• Der Verfasser dieses Versuchs ist sich sehr wohl bewusst, dass man zwar die Schiller'sche Metrik aus der "Huldigung der Künste" nachbilden kann, dass aber niemand Schillers Wortgewaltigkeit und die Tragweite seiner Worte erreichen könnte – und bittet daher um Nachsicht.
• Außerdem sei bedacht (um einem eventuellen geschlechter-spezifischen Wider­spruch zu begegnen), dass in der Bildhauerei doch die wenigsten Künstlerinnen gezählt werden und schon deshalb eine Gender-Diskussion nicht angebracht wäre.

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