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Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Montag, 28. Oktober 2019

Schillers "Göttinnen der 7 Künste"/6: Tanz

Małgorzata Chodakowska (* in Łódź; lebt in Dresden): "Con Amore",
Skulptur (Bronze); © und alle Rechte bei Małgorzata Chodakowska,
Abbildung mit exklusiver Erlaubnis der Künstlerin.
/als moderne Fassung einer Terpsichore empfunden/


Die Schutzgöttinnen der Künste sind in der griechischen Mythologie
die olympischen Musen: 9 an der Zahl, wie von Hesiod überliefert;
 dargestellt z. B. im Musen-Peristyl des Achilleion auf Korfu (~1890).
Betrachtern fällt auf, dass unter diesen neun die bildenden Künste fehlen,
 aber Astronomie, Geschichte sowie 4 literarische und 3 musikalische Gattungen
 vertreten sind! Auch Friedrich Schiller verließ das alte Muster und benennt in der
 "Huldigung der Künste" (1804) als "der Künste Schar des Schönen" die Göttinnen
 für Architektur, Skulptur, Malerei, Poesie, Musik, Tanz und Schauspielkunst.



Schillers "Göttinnen der 7 Künste"/6: Tanz

Gemeinschaft wuchs an hunderttausend Jahre,
als sich die Horde durch die Steppe stahl;
Bewegung schien das eigentliche Wahre,
das einer höhren Macht sich anempfahl.
Dann siedelte der Mensch für alle Zeiten,
ging zur Entspannung auf in Rausch und Tanz;
Gott Zeus hieß eine Tochter alles leiten:
selbst Dionýsisches barg Eleganz.
Dem Anschein nach ging Tanzen immer weiter –
die Göttin stimmte das besonders heiter.

Die ausgelassne Tanzerei, die schürte
Bedenken – schlug Moral doch schnell Alarm.
Denn selbst beim lautren Menuett – da führte
der Herr: er reicht der Dame seinen Arm.
Der Walzer hat das Blatt profund gewendet;
zugleich erblühte neu auch das Ballett.
Der Paartanz war intim und formvollendet,
die Pirouette war es beim Duett.
Geht die Bewegung fließend hin zum Lichte,
erzählt durch sie der Tanz uns gar Geschichte!

© W. Herrmann, 26.10.2019
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Anmerkungen:
• Der Verfasser dieses Versuchs ist sich sehr wohl bewusst, dass man zwar die Schiller'sche Metrik aus der "Huldigung der Künste" nachbilden kann, dass aber niemand Schillers Wortgewaltigkeit und die Tragweite seiner Worte erreichen könnte – und bittet daher um Nachsicht.

Eine Schutzgöttin des Tanzes kommt schon unter den 9 olympischen Musen in Gestalt der Terpsichore vor; ihr Attribut in Schillers lyrischem Spiel "Huldigung der Künste" (1804) ist das Zymbal, auch Cimbalom, ein Saiteninstrument.

Inhalt und Metrik der entsprechenden Strophe bei Schiller lauten:
Das hohe Göttliche, es ruht in ernster Stille,                 a: u-u-u-u-u-u-u  ←
Mit stillem Geist will es empfunden sein.                       b: u-u-u-u-u-
Das Leben regt sich gern in üpp'ger Fülle;                    a: u-u-u-u-u-u
Die Jugend will sich äußern, will sich freun.                  b: u-u-u-u-u-
Die Freude führ' ich an der Schönheit Zügel,                c: u-u-u-u-u-u
Die gern die zarten Grenzen übertritt;                           d: u-u-u-u-u-
Dem schweren Körper geb' ich Zephyrs Flügel,           c: u-u-u-u-u-u
Das Gleichmaß leg' ich in des Tanzes Schritt.              d: u-u-u-u-u-
Was sich bewegt, lenk' ich mit meinem Stabe,             e: u-u-u-u-u-u
Die Grazie ist meine schöne Gabe.                              e: u-u-u-u-u-u
Der erste Vers weist als Besonderheit einen → 6. Versfuß auf.

• In dem z. Z. laufenden Kinofilm 'The White Crow' über den ehem. Ballettsolisten Rudolf Nurejew (1938-93) erklärt dessen Ballettlehrer und Mentor Pushkin ihm etwa folgendes: "Wir befähigen den Tänzer zu fließenden Bewegungen als Voraussetzung dafür, dass er nicht nur tanzt, sonders uns eine ganze Geschichte erzählt."

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