Kalenderblatt Januar 2021
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© Erika Müller-Pöhl: Buchillustration zu 'Carstens Curator', ehem. Greifenverlag, 1985.
"Unter dem Birnbaum – Jungfer Anna bietet dem Carstens-Sohn Heinrich finanzielle
Hilfe an."
Storms Novelle 'Carstens
Curator', 1878
Im friesischen Hafenstädtchen, wohl
Husum, lebt im 19. Jh. der bürgerliche Carsten Carstens mit Schwester
Brigitte im elterlichen Haus an der Twiete. Er wird infolge seiner Bildung
und seines beständigen Charakters öfter von anderen um Rat und Tat bei ihrer
Vermögensverwaltung gebeten, was ihm den Beinamen Curator einbringt.
Als die Mutter seines Mündels Juliane
stirbt, wird aus der Fürsorge zur Erbin bald eine Beziehung und schließlich
die Ehe, aus der Sohn Heinrich hervorgeht. Juliane stirbt noch im Kindbett;
Tante Brigitte vertritt die Mutterstelle. Heinrich und eine weitere
Ziehtochter Anna wachsen zusammen auf.
Beide Kinder Carstens' sind sehr
verschieden: der leibliche Sohn hat ein sorgloses, aber unstetes Wesen;
Mündel Anna ist von großer Schönheit, liebevoll, treu, selbstlos – und reich.
/wird fortges./
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Söhne ihrer Väter
/© W.H./
'Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm' -
wenn das in jedem Fall so wäre!
Drum schert sie bloß nicht übern Kamm
und wertet einzeln Tugend, Ehre.
Wem tut ein Vater denn nicht leid,
der stets dem Sohn sich zugewendet,
doch eines Tags erhält Bescheid,
dass es was gibt, das böse endet.
Zunächst hilft er mit eignem Gut;
dann ist es einer Frau Vertrauen:
sie macht dem Jugendfreunde Mut,
denn beide könnten Zukunft bauen.
Nur stehn die Zeichen längst auf Sturm,
der nie sich legte mit den Jahren,
bis - wie beim nahen Pulverturm -
nichts widersteht mehr den Gefahren.
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Anmerkung:
Über seiner Novelle "C.C." hat Theodor Storm bald ein
Jahrzehnt gebrütet – der Erfahrungen wegen, die er mit seinem eigenen Sohn
machen musste. Dann schrieb er diese ausgedachte Konflikt-Situation mit all ihrer
kleinbürgerlichen Personage nieder. Das brachte ihm prompt das Kopfschütteln
eines Teils seiner zeitgenössischen Schriftststellerkollegen ein. Die meinten,
die Akteure wären charakterlich 'überzeichnet' – bis Storm schließlich einräumte,
sein persönliches Schicksal wäre so abschreckend nicht gewesen. Trotzdem empfindet
man die Novelle als … eben melodramatisch. Warum sollten da meine begleitenden
Verse eine andere, mildere Stimmung erzeugen wollen?
Bei den heutigen Ausbildungsanforderungen kennt ja kaum einer Storm noch – außer
vielleicht seinen 'Schimmelreiter'.
Unseren Gast, die Buchgrafikerin Erika Müller-Pöhl, wird der
'Versbildner-Blog' im Verlaufe des Monats Januar ausführlicher vorstellen – Vita,
grafisches Werk, Bibliografie sowie einige der von ihr gestalteten Buchumschläge.
/elbwolf al. W.H./
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