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Der
Pizza-Ofen im Lokal "Kleine Kreationen", Fremantle, West-Australien;
Foto&©:
Gnangarra, 15.1.2011; via commons.wikimedia.org; Liz.: CC BY 2.5 au
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Das Ghasel als Gedichtform
Das Ghasel (oder die Ghasele – stammt aus dem Orient) ist ein
Gedicht, das man auch als eine (einzige) Strophe auffassen kann; es scheint
aber auch nicht untersagt zu sein, mehrere solcher "Ghasel-Strophen"
zu einem Gedicht zusammenzufügen – wie schon in der "Moritat von der
Gräfin und ihrem Ritter" anschaulich gezeigt.
Ein (einstrophiges) Ghasel oder eine einzelne Ghasel-Strophe
besteht aus aneinandergefügten Verspaaren mit folgenden Eigenschaften:
·
ihrer Anzahl nach sind es mindestens 3, allerhöchstens
10 Verspaare;
·
das erste Verspaar ist immer ein Paarreimer ("aa");
·
alle folgenden Verspaare sind ungereimt und haben
den Aufbau "xa", d. h. die erste Verszeile reimt nicht mit (Kodierung
dafür ist "x"), die zweite endet immer auf ein Wort mit der im
allerersten Reimpaar verwendeten Reimsilbe "a";
·
das Ghasel/die Ghaselstrophe hat damit die
Struktur "aaxaxa…xa";
·
die Verse dürfen beliebig viele 2- oder sogar 3-silbige
Versfüße haben, müssen aber alle den gleichen Bau aufweisen.
Man wird die nicht-mitreimenden x-Verse so handhaben, dass der
jeweils folgende a-Vers möglichst plausibel gerät. Andererseits wird man oft
längere Verse (also mit mehr Versfüßen) einsetzen, um das Wiederauftreten des
a-Reims natürlicher erscheinen zu lassen.
Ursprüngliches Anliegen des Ghasels war eine in erotischen
Worten gehaltene Ansprache des Dichters an die abwesende Geliebte.
Hier folgen zwei bescheidenere Versuche mit Ghaselen über
Alltäglichkeiten:
Essenspause (Lehrgedicht in Ghaselform)
Nun
scheint mir doch, ich hätte lang genug gesessen,
es wäre Zeit, um endlich wieder was zu essen!
Im Wirtshaus riefe ich jetzt nach der Speisekarte,
doch hier bei mir daheim ist das nicht angemessen.
Da ist ja auch die immer gutgelaunte Köchin,
sie hat noch nie selbst kleinste Wünsche je vergessen,
ist stets bestrebt, das Beste jedem zu servieren,
egal, wenn Missgunst das auch ausgibt als
"verfressen".
Die Köchin lässt sich niemals aus der Fassung bringen,
behält den Herd im Blickfeld, auf dem unterdessen
die Speisen garen; bald schon können sie vom Feuer.
Der Gong ertönt – zu Tische! – fertig ist das Essen.
Pitsche-Patsche
(Lehrgedicht in Ghaselform)
Jede
Fliege wird zu Matsche –
schlägt man sie mit einer Patsche.
Sieben gleich mit einem Schlage,
das ist dümmliches Gequatsche.
Zielen muss man schon ein wenig
nicht bloß fuchteln mit der Tatsche.
Schließlich gibt’s dafür Geräte:
bestens geht die Fliegenklatsche.
Schaff dir eine an – noch heute:
schon ist Ruhe auf der Datsche!
© elbwolf (09/2019)
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Beim
Layoutieren hatte sich der Beitrag versehentlich "verlaufen" – wir bitten
das verspätete Erscheinen zu entschuldigen!
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