Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Dienstag, 5. November 2019

Tagwerk und Uhrzeit – zwei Rondeaus (Teamwork)

Oswald Achenbach (1827-1905): "Ansicht von Neapel bei Sonnenuntergang".
Auktionsfoto von Sotheby's, ~1960; via wikimedia.commons; Liz.: gemeinfrei.
./.
Jeder Kenner Neapels weiß: das Bild zeigt den Blick auf den Vesuv vom Golf aus,
in Richtung Osten! Selbst damals war das doch wohl kein Sonnenuntergang!

Tagwerk

Den neuen Tag seh ich sich heben
und unser Dasein neu beleben
am Ende einer jeden Nacht.
Und hat's der Morgen dann vollbracht,
so lohnt sich auch erneutes Streben.

Wer nur will am Vergangnen kleben,
vielleicht in höhren Sphären schweben,
der hat nicht einmal angedacht –
den neuen Tag.

So ist es mit dem Erdenleben
und mit dem Tag-in-Tag-Verweben:
dass mancher andre drüber lacht,
doch auch kein andrer drüber wacht.
Wir können ihn nur selbst uns geben –
den neuen Tag.

© elbwolf, 27.10.2019


Uhrzeit

Die hundert Uhren an der Wand,
bewegen sich von Geisterhand;
die Pendel gehn auf eigne Weise:
das eine laut, das andre leise – 
und jede Uhr trägt ihr Gewand.

Sie ticken da im Zeitverband
und weil die Zeit bisher nie schwand,
sind sie zusammen auf der Reise,
die hundert Uhren

Die Zeit steht nie, in keinem Land,
es kommt nur jeder Mensch zum Rand,
beendet einmal seine Reise – 
der bleibt naiv, der da ward weise.
Drum nutze du stets mit Verstand
die hundert Uhren!

© Teamwork (Luzie-R, elbwolf 27.10.2019)


Urania-Weltzeituhr, Berlin, Alexanderplatz (aufgestellt 1969, Denkmalsschutz 2015)
Designer: Erich John; Teamarbeit von 120 Gewerken.
Foto: HerrAdams, 03.07.2014; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 4.0
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Als beispielhaftes Rondeau hat Grümmer in seinem Buch 'Spielformen der Poesie' (S. 172-174) das hier am Schluss wiedergegebene Rondeau von Weckherlin gesetzt, der es zur Zeit von Opitzens Reform der deutschsprachigen Lyrik (1641) verfasst haben dürfte; es zeigt Struktur, Reimung und Rhythmik.
Rondeaus haben als charakteristisches Merkmal nur zwei Reimsilben a und b und eine nicht-mitreimende Refrainzeile (R), die mit Blick auf eine mögliche spätere Vertonung als Lied erwünscht wäre und deshalb von vornherein vorgesehen wurde. Der Refrain R ist identisch mit dem Anfang des allerersten Verses.
Das Gedicht hat insgesamt 15 Verse in 3 Strophen (oder Absätzen) und reimt so:
aabba aabR aabbaR



nach Georg Rudolf Weckherlin (1584-1653):
An die Marina (Rondeau)
/dem heutigen Deutsch angeglichen/

a: Du weißt doch, was für schweres Klagen,
a: für große Schmerzen, Sorgen, Plagen
b: mich deine Schönheit zart und rein
b: und deiner braunen Augen Schein
a: schon lange Zeit ließ nach dir fragen.

a: Wie lange müssen wirs ertragen,
a: wo Liebe beide uns geschlagen,
b: dass fehlt, was uns zupass wird sein – 
R: du weißt doch, was … 

a: Lass uns aus diesem Grund nicht zagen
a: und mir es drum auch nicht versagen,
b: mit Küssen stillen alle Pein,
b: und weil wir grade ganz allein,
a: es endlich bis zum Ende wagen – 
R: du weißt doch, was … 

© für die moderne Adaptation: elbwolf, 27.10.2019

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